Edgar Hahnewald

Die Themen: SoPaDe
Periode: 1918–1945

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten Anfang 1933 gerieten die politischen Gegner des nationalsozialistischen Regimes zunehmend unter Druck. Hunderte Menschen wurden verfolgt und in Konzentrationslager gesperrt, sodass vielen nur noch der Ausweg ins Exil offen stand. Einer dieser Exilanten war der sächsische Sozialdemokrat, Journalist und Schriftsteller Edgar Hahnewald. Edgar Hahnewald trat 1908 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei und arbeitete ab 1912 als Lokalredakteur bei der Dresdener Volkszeitung. Seine journalistische Tätigkeit in Dresden übte er bis zum Verbot der Zeitung 1933 aus. Im März des Jahres emigrierte er mit seiner Frau Anna in die Tschechoslowakei. Bereits in den 1920er Jahren pflegte er enge Kontakte mit deutschböhmischen Sozialdemokraten und publizierte bereits in den Organen der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP). Durch seine gute Vernetzung und seine Kenntnisse des Landes gelang es ihm schnell in der neuen Umgebung Fuß zu fassen und sich mit seiner „neuen Heimat“ zu identifizieren. Durch die große Unterstützung, die er erfuhr, konnte er auch weiterhin als Journalist und Schriftsteller arbeiten.

Anfangs lebte er in Teplitz, von wo aus er seine journalistische Karriere fortsetzen konnte. In erster Linie verfasste er in der Anfangszeit dokumentarische Texte über die politische Situation in Deutschland, die er in der Wochenzeitung der sozialdemokratischen Exilanten, dem Neuen Vorwärts publizierte. Ab 1935 lebte er in Prag und arbeitete dort für die Zeitung der DSAP „Sozialdemokrat“, in dem er hautpsächlich in der Rubrik Feuilleton Artikel zu kulturellen Themen verfasste. Als Schriftsteller veröffentlichte er 1936 unter dem Pseudonym Manfred seinen Roman „Karl Herschowitz kehrt heim“, in dem er sich mit seiner Flucht in die ČSR und seiner Identifikation mit der neuen Heimat auseinandersetzt.

Im Laufe der Geschehnisse der Jahre 1937/38 war die Tschechoslowakei für politische Gegner des Nationalsozialismus keine sichere Adresse mehr. Auch Edgar Hahnewald musste unter dem zunehmenden Druck weiter emigrieren und flüchtete im August 1938 über Polen nach Schweden. Nach Kriegsende kehrte er nicht zurück in die Besatzungszonen und verstarb im Januar 1961 im schwedischen Solna. Als das „Wiedersehen mit einer verstümmelten Liebe“ bezeichnete er im Briefwechsel mit seiner Tochter seine Gedanken an das zerstörte Dresden und begründete damit seine Entscheidung nicht zurückzukehren.

Der Historiker Swen Steinberg über das tschechoslowakische Exil des Edgar Hahnewald:

Schon im August 1933 setzte sich Hahnewald mit der Situation der Emigration in der Tschechoslowakei auseinander, in einem Artikel der in Saarbrücken erscheinenden „Deutschen Freiheit“ schrieb er: „Seine Zukunft – das war ein ungewisses Land. Er war ein deutscher Emigrant. Ueber die Grenze war er gegangen, um nicht in ein Konzentrationslager verschleppt zu werden. Aber was wollte er hier, was erwartete ihn hier? Ohne Mittel, ohne Existenz, ohne Zukunft? Wie sollte es weitergehen?“

Die Unterstützung, die die politischen Flüchtlinge aus Deutschland vor allem von der deutschböhmischen Arbeiterbewegung in der Tschechoslowakei erfuhren, dankte Edgar Hahnewald im Frühjahr 1936 in seinem in Prag erschienenen Exilroman „Karl Herschowitz kehrt heim“ mit den Worten: „Als ich rüberging, habe ich mir nicht vorstellen können, wie es auch nur die nächsten Monate weitergehen würde. Eine Unterstützung und gar auf so lange Dauer habe ich nicht erwartet – das habe ich mir nicht träumen lassen. Und nun leben wir schon zwei Jahre hier. Es ist eine ungeheure Leistung, die die Organisationen vollbringen. […] Man darf das der Partei nie vergessen! Es ist ein ungeheures Opfer, das sie bringt – bis an den Rand ihrer Kräfte. Manchmal träume ich von einem Tag, an dem es uns, dem wiedererstandenen deutschen Sozialismus möglich wäre, den Genossen hier ihre solidarische Opferwilligkeit mit Zins und Zinseszins zu vergelten …“

Im Januar 1935 schilderte Edgar Hahnewald den Widerstand der „Grenzarbeit“ und die mit ihr verbundenen Gefahren in einer Kurzgeschichte, die in der deutschen sozialdemokratischen Exilwochenzeitung „Neuer Vorwärts“ veröffentlicht wurde – eine Gruppe deutscher Emigranten wartete in einer Grenzbaude an der deutsch-tschechoslowakischen Grenze auf einen Kurier, der nicht kam: „Was kann geschehen sein? Es heißt, die Grenzen würden schärfer bewacht, die Grenzwege seien gesperrt. Vielleicht streifen Patrouillen – das Dritte Reich hat Angst vor Druckschriften, die dem Volke die Wahrheit sagen. Es hat Angst vor diesem kleinen Manne in dem großen nassen Walde.“

Historik Swen Steinberg o Edgaru Hahnewaldovi:

Autor článku: Lea Calmano

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