Ernst Feigl und Café Arco

(5. Juni 1887, Prag – 2. Januar 1957, Prag) war ein deutschsprachiger Dichter, Dramatiker und Schauspieler.

Ernst Feigls Vater, Josef Feigl, war ein jüdischer Anwalt für Arme, der nach Prag zog und dort unter bescheidenen Bedingungen bis zu seinem Tod im Jahr 1907 lebte. Ernst und seine Brüder Karl (1882–1942), Friedrich (1884–1965) und Hugo (1889–1961) wuchsen in der Prager Altstadt auf und besuchten das Altstädter Gymnasium, wo der spätere berühmte Schriftsteller Franz Kafka ein Klassenkamerad von Ernsts Bruder Karl war. Trotz ihrer jüdischen Wurzeln – ihre Mutter wuchs im Prager Ghetto auf – praktizierte die Familie keine religiösen Bräuche und sprach zu Hause Deutsch, obwohl sie auch Tschechisch konnten.

Über die Anfänge seiner künstlerischen Tätigkeit haben wir nicht viele Informationen. Es ist jedoch bekannt, dass er im Café Arco, welches als bedeutendes literarisches Zentrum und Ort des tschechisch-deutsch-jüdischen Kulturaustauschs berühmt war, den Prager Kreis und andere deutschsprachige oder zweisprachige Autoren kennelernte. Ernsts erste literarische Versuche waren drei Gedichte, die in der Zeitschrift Saturn veröffentlicht wurden.

Aufgrund seiner starken Kurzsichtigkeit war Feigl nicht in der Lage, im Ersten Weltkrieg Militärdienst zu leisten. Er arbeitete als Redakteur für die tschechisch orientierte Zeitung Union, wo er pazifistische Ansichten vertrat. 1915 besuchte er mehrmals Kafka, der die Veröffentlichung von Feigls Gedichtsammlung bei dem Verleger Kurt Wolff unterstützte. Das Projekt wurde jedoch nicht realisiert, und Feigl veröffentlichte einige Gedichte im Prager Tagblatt. 1917 trug er seine Gedichte und Szenen aus dem geplanten Drama Don Juan im zionistischen Club für jüdische Frauen und Mädchen in Prag vor. Das Stück Don Juan blieb größtenteils unveröffentlicht und ist in einer umfangreichen Sammlung von Manuskripten fragmentiert. 1920 inszenierte er im Prager deutschen Landestheater unter der Regie von Georg Wilhelm Pabst eine Serie von vier Kammerstücken mit dem Titel „Fremde“.

Im Jahr 1919 heiratete Feigl die Deutsche Christin Auguste Antony (1894–1965), was ihm während des Protektorats das Leben rettete. Zur selben Zeit wurde er Redakteur beim Prager Tagblatt, wo er unter Pseudonym Kolumnen schrieb und sich als Gerichtsreporter einen Namen machte. Diese Tätigkeit setzte er bis zur deutschen Besatzung der Tschechoslowakei im März 1939 fort, als die Zeitung verboten wurde und er arbeitslos wurde. Danach lebten sie nur von dem Einkommen seiner Frau.

Sein Bruder Karl und Karls Familie wurden Opfer des Holocaust, ebenso wie seine Schwestern Irena (1880–1942) und Kamila (1885–1942). Sein Freund Georg Mannheimer starb im Konzentrationslager Dachau. Ernst überlebte die Verfolgung in Prag, wahrscheinlich weil er in einer „privilegierten Mischehe“ lebte und seine Frau um sein Überleben kämpfte. Dennoch ging er als körperlich und psychisch gebrochener Mann aus dieser Zeit hervor, zusätzlich belastet durch zunehmende Erblindung, die seine literarischen Bemühungen vereitelte. Nach der Befreiung nahm er den tschechischen Namen Arnošt Feigl an und setzte sein Schreiben auf Deutsch fort, obwohl es praktisch unmöglich war, seine Arbeiten irgendwo zu veröffentlichen.

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