Kino Roxy
Mitglieder des jüdischen Vereins Beth-Haam in Prag beschlossen Mitte der 1920er Jahre, ein eigenes Vereinshaus, das Jüdische Volkshaus Beth Haam, zu errichten lassen. Finanziert wurde das Projekt über fünf Jahre hinweg unter anderem durch Schuldverschreibungen. Die Bauarbeiten wurden im Jahr 1930 abgeschlossen. Das Gebäude diente sowohl als Herberge für jüdische Jugendliche, als auch Bürohaus. Der Saal im zweistöckigen Untergeschoss hatte eine traditionelle Aufteilung mit einem Balkon und hervorstehenden Seitenarmen. Die Decke des Saals ist durch Stahlbetonbalken in Felder mit dekorativen Motiven im Art-déco-Stil unterteilt.
Ein Kino mit einem Programm, das ausschließlich auf die jüdische Bevölkerung abzielte, existierte in Prag nicht. Obwohl der Verein Beth Haam im Erdgeschoss seines Vereinshauses in der Dlouhá-Straße, das 1928 eröffnet wurde, das Kino Roxy einrichtete, dessen Lizenz bis Anfang der 1930er Jahre gemeinsam mit dem Jüdischen Zentralsozialamt besaß, war dieses Kino nicht auf Filme in Jiddisch oder Hebräisch oder auf „jüdische“ Themen ausgerichtet. Sein Programm war im Gegenteil vergleichbar mit anderen Kinos. Einige Jahre nach der Eröffnung übertrugen beide Vereine ihre Lizenz dem Fachverband der Kinobetreiber. Filme mit jüdischen Themen oder von jüdischen Organisationen initiierte Filmvorführungen liefen in anderen Prager Kinos, wie dem Kino Kotva in der Revoluční-Straße und den Kinos Koruna und Apollo am Wenzelsplatz. Diese Kinos zeigten in den Jahren 1935 und 1938 Dokumentarfilme, die von Elektafilm ausgeliehen wurden: Fünfzig Jahre Palestina (hebräischer Titel: Zot ho Aretz, Baruch Agadati, Palästina 1935) und Das Land der Verheißung (Avodoh, Helmar Lenk, Palästina 1935), die jeweils das Leben in Palästina auf eigene Weise beschrieben. Beide Filme wurden auf Initiative der Tschechoslowakisch-Palästinensischen Handelskammer, der Jaffa Citrus Exchange und des Prager Distriktskomitees der Zionisten im Jahr 1938 erneut in den Prager Kinos Koruna und Apollo gezeigt.
Da das Gebäude der jüdischen Gemeinde gehörte, wurden an diesem Ort einige der letzten sozialen und anderen Dienstleistungen während des Protektorats in Zeiten diskriminierender Anti-Juden-Verordnungen angeboten. Es gab eine jüdische Kantine, Unterkünfte, Friseursalons, die Juden bedienten, aber auch die Zentrale der „Transporthilfe“. Dieser Dienst sollte jüdischen Mitbürgern beim Verpacken für Transporte helfen. Transportaufträge wurden in der Regel nachts zugestellt, um Panik zu vermeiden, und den Menschen blieb nur kurze Zeit von wenigen Tagen, um Gepäck bis zu einer maximalen Gewichtsgrenze von 50 kg zu packen. Der Transportservice half bei der Beschaffung von Waren und bei der Betreuung von Kindern.