Das deutsche Kino Wran/Urania

Periode: 1918–1945

Das einzige deutsche Kino im Prag der Zwischenkriegszeit, Wran-Urania, betrieben vom Bildungsverein Urania, hatte mit der Konkurrenz moderner Kinos, insbesondere jener im Stadtzentrum, zu kämpfen. Nach langwierigen Verhandlungen mit den Landesbehörden und dem Innenministerium über die Erteilung einer Lizenz, einschließlich einer Anfrage an den Präsidenten im November 1923, wurde das Wran-Urania im Sitz des Bildungsvereins (auf dessen Einladung zum Beispiel Albert Einstein nach Prag kam, um einen Vortrag zu halten) in der Ve Smečkách Straße 22 nahe dem Wenzelsplatz eröffnet. Dieses Kino ersetzte die gelegentlichen Filmvorführungen, die zunächst im Kino Sanssouci und später regelmäßig im Kino Alma vom Verein Urania organisiert wurden.

Bis heute findet man am Portal des Gebäudes, in dem der Bildungsverein seinen Sitz hatte, eine Eule als Symbol der Weisheit.

Die Urania erteilte Lizenz war nicht an die Verpflichtung gebunden, tschechische Zwischentitel oder Untertitel zu verwenden, obwohl die Landesbehörden später versuchten, diese Anforderung durchzusetzen. Ab der Filmsaison 1934/35 mussten jedoch alle deutschen Kinos in der Tschechoslowakei deutsche Filme mit tschechischen Untertiteln versehen. Es bleibt jedoch unklar, wie konsequent diese Vorschrift in der Praxis durchgesetzt wurde.


In den 1920er Jahren zeigte das Kino Urania hauptsächlich Dokumentarfilme, die damals als „Kulturfilme“ bezeichnet wurden und erfolgreich die Intelligenz des „zweiten Volkes“ anzogen, wie in der Vereinszeitschrift vom November 1927 beschrieben. Das Vorführen von Kulturfilmen war jedoch nicht profitabel, was dazu führte, dass Urania Ende der 1920er Jahre zunehmend kommerzielle Filme zeigte.
Der Übergang zu Tonfilmen stellte für die Urania eine besonders schwierige Situation dar. Anfangs als einziges Prager Kino, das stumme Filme mit deutschen Zwischentiteln zeigte, war sie einem erheblichen potenziellen Besucherrückgang ausgesetzt, als alle Prager Kinos begannen, deutschsprachige Tonfilme mit tschechischen Untertiteln zu zeigen. Obwohl Urania im Frühjahr 1930 schnell Tonfilmtechnik anschaffte, wurden die neuesten und kommerziell erfolgreichsten Filme zunächst in Premierenkinos gezeigt und kamen erst einige Wochen oder sogar Monate später in die Urania.
Die Kinoleitung versuchte daher, an das deutsche Publikum in Prag zu appellieren:


„Das deutsche Kino Wran-Urania befindet sich in der jetzigen Krise in einer doppelt schwierigen Lage. Als deutsches Kino ist es auf Besucher aus der zahlenmäßig schwachen deutschen Minderheit in Prag angewiesen und muss sich gegen die Konkurrenz der tschechischen Kinos behaupten, die deutsche Tonfilme zeigen. […] Unterstützen Sie durch eifrigen und regelmäßigen Besuch das einzige deutsche Kino, das sich zwar auch heute nicht mit der prächtigen Ausstattung der nichtdeutschen Prager Kinos rühmen kann, aber einen intimen Charakter nicht vermissen lässt und Ihre Unterstützung vor allem für den guten deutschen Film verdient, der in ihm gepflegt wird.“

Aufruf an die deutschsprachige Bevölkerung im Prager Tagblatt vom 12.09.1930

Der relativ schnelle und kostspielige Übergang zur Tontechnik und die gleichzeitige Erhöhung der Vorführungsfrequenz im Februar 1930 brachten Urania nicht die erwarteten Ergebnisse. Das Kino veröffentlichte keine Zuschauerzahlen für kommerzielle Filmvorführungen, es wurden nur die Besucherzahlen von „Kulturfilmen“ erfasst, die oft von Vorträgen begleitet wurden. Ende der 1920er Jahre lag die jährliche Besucherzahl zwischen 20.000 und 22.000, Anfang der 1930er Jahre sank sie auf 12.000 bis 16.000 Zuschauer. Das Jahrbuch der Urania von 1933 gibt keine Gründe für den Rückgang an, bemerkenswert ist jedoch, dass er in der Saison 1930/1931 begann, was mit dem Übergang zur Tonfilmtechnologie zusammenfiel.


Die deutschen Einwohner Prags bevorzugten offenbar ebenso wie ihre tschechischen Nachbarn die prächtigeren Kinopaläste. Um das Jahr 1930 erschien in der Zeitung Prager Tagblatt das deutsche Programm – Das Kinoprogramm, welches wöchentlich aktuelle Informationen über die Kinos Adria, Alfa, Avion, Kapitol, Kotva, Lucerna, Pasáž und Světozor brachte.

Neue Wirkungsstätte in der Klimentská-Straße im Adressbuch von 1939

Auch nach dem Umzug des Urania in das neue Vereinsgebäude in der Klimentská Straße mit einem Saal für 500 Zuschauer im Jahr 1933 betonte die Leitung, dass die Erhaltung des einzigen „deutschen“ Kinos in Prag außergewöhnliche Opfer erfordere. Das Kino wurde als eines der gemütlichsten und schönsten in Prag propagiert. Um Zuschauer anzulocken, organisierten Oskar Frankl und die Leitung des Urania Premieren von Filmen aus Deutschland und Österreich, deutsche Versionen ausländischer Produktionen und Zyklen wie Unvergessener Film, Lustige populäre Filme von gestern und Kinder-Nachmittage.

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