In seinen Lebenserinnerungen beschrieb der ehemalige deutsche Reichskanzler Philipp Scheidemann, der im September 1933 mit seiner Tochter im Emigrantenheim in Königssaal einen Raum zugewiesen bekam, das Hotel Ritz wie folgt: „Es liegt mehrere Stunden von Prag entfernt, an der Moldau, hat eine schöne Lage und eine entzückende Umgebung mit erheblichem Hügelgelände und herrlichen Wäldern.“ Die landschaftliche Schönheit, die Robert Grötzsch in seinem 1936 erschienenen Roman „Wir suchen ein Land“ ebenfalls festhielt – in diesem Buch wird mutmaßlich das Heim in Königsaal beschrieben –, spielte dabei auch für die Freizeit der deutschen Flüchtlinge eine Rolle; Scheidemann erinnerte sich vor allem, die „Schwimmbäder in der Moldau bereiteten das größte Vergnügen.“
Aber auch Scheidemann war weit davon entfernt, das Emigrantendasein zu glorifizieren – „Ohne Heimat, ohne Vaterland, ohne Familie, ohne jedes Eigentum – das ist bitter.“
Zudem schilderte er die Zustände im Emigrantenheim: Es sei „mit den dürftigsten und billigsten Hilfsmitteln“ von den deutschen Flüchtlingen selbst wieder hergestellt worden, im Garten wurden „Kartoffeln und Gemüse“ zur Selbstversorgung angebaut. Es habe „weder Tischdecken noch Untertassen“ gegeben. „Die fehlenden Untertassen erinnerten an die fehlenden Bohnen im Kaffee“; Fett, Eier und Fleisch seien nur in „homöopathischen Dosen“ ausgereicht worden. „Alle Emigranten waren arm, bettelarm. […] Mehr als zwei Hemden und ein Paar Strümpfe dürfte von den jungen Genossen keiner besessen haben. Alle hatten ziemlich schnell dem Vaterlande den Rücken kehren müssen.“