Stadtpark (Vrchlický-Park)

Helena Tomanová-Weisová

Der Prager Stadtpark war lange Jahre ein Wahrzeichen der Prager Innenstadt. Heute ist er, ein wehrloses Opfer der Technik, fast vollständig verschwunden. Der Bau der Metro hat ihn zu einem namenlosen, von vielen Zugangswegen durchzogenen Gebilde gemacht, wo nur ein Teil der Promenade und die 1916 datierte Gedenktafel des Botanikers Presl an die Zeit erinnern, als dieser Park zur Kindheit von zwei Generationen deutsch schreibender Prager Literaten gehörte. Wir finden ihr in E. E. Kisch Abenteuer in Prag, in Werfels Stern der Ungeborenen, in Max Brods Streitbares Leben und als suggestiven, mit zartem Pinselstrich gemalten Schauplatz von Hermann Grabs Roman Der Stadtpark wieder.

Der Stadtpark erstreckte sich von der Flanke des oberen Wenzelsplatzes bis zum Heuwaagsplatz und bot einen Ausblick auf das „Neue Deutsche Theater“ – heute Staatsoper – und den Hauptbahnhof. Der Ausblick ist geblieben, der Park aber verschwunden. Bevor die Untergrundbahn gebaut wurde, existierte er noch in seiner nostalgischen Schönheit der Jahrhundertwende – mit dem Teich vor der künstlichen Grotte, dem Wasserfall und dem einsamen Schwan.

Die Auszüge stammen aus dem Buch Setkání v Praze / Begegnungen in Prag, das 1996 erschienen ist. In kurzen tschechischen und deutschen Texten beschreibt die Autorin ihre Erinnerungen an wichtige Kulturschaffende des deutschsprachigen Prags der Zwischenkriegszeit.


Quelle: TOMANOVÁ-WEISOVÁ, Helena. Setkání v Praze =: Begegnungen in Prag. Prag: Argo, 1996, S. 60.

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