Irene Kirpal und Franziska Blatny
Eine der aktivsten deutschen Politikerinnen war Irene Kirpal, die ihr Mandat für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands bei allen Wahlen der Zwischenkriegszeit verteidigen konnte und somit 18 Jahre lang in der Politik tätig war. Sie wurde 1886 in Hořice (Horschitz) in eine jüdische Beamtenfamilie geboren. Bis zu ihrer Heirat arbeitete sie als Gouvernante und war ab 1912 in begrenztem Umfang auch politisch aktiv. Im Jahr 1938 wurden die deutschen Parteien im Zuge der Errichtung der sogenannten Zweiten Republik abgeschafft. Sie verlor ihr Parlamentsmandat und emigrierte nach Großbritannien. Im Jahr 1946 kehrte sie in die Tschechoslowakei zurück, wo sie 1977 in Ústí nad Labem (Aussig) starb.
Im Dezember 1920 hielt Irene Kirpal in der Nationalversammlung eine Rede über die Jugendpflege, den Sportunterricht für Kinder und die Bekämpfung von Epidemien. In ihrer Rede ging sie insbesondere auf die Tuberkulose ein, die eine weit verbreitete Krankheit in der Bevölkerung war, und kritisierte die mangelnde Finanzierung von medizinischen Einrichtungen und Krankenhäusern sowie die fehlende Unterstützung und Ausbildung neuer Krankenschwestern. Zum Thema „Leibeserziehung“ sagte sie:
Franziska Blatny war eine weitere deutsche sozialdemokratische Politikerin, die in drei aufeinanderfolgenden Wahlen gewählt wurde und fünfzehn Jahre lang als Abgeordnete tätig war. Sie wurde 1873 in eine große jüdische Familie hineingeboren und lebte seit den 1880er Jahren in Karlovy Vary, wo sie später auch dem Stadtrat angehörte. Im Jahr 1920 wurde sie in die Nationalversammlung gewählt. Aufgrund ihrer Herkunft emigrierte sie 1939 nach Großbritannien, wo sie sich politisch engagierte. Nach dem Krieg lud Edvard Beneš sie zur Rückkehr ein, aber Fanni blieb bis zu ihrem Tod in Großbritannien.
[1] https://www.psp.cz/eknih/1920ns/ps/stenprot/030schuz/s030016.htm
D. Musilová: Z ženského pohledu. Poslankyně a senátorky Národního shromáždění Československé republiky 1918–1939. České Budějovice: Vlastimil Rada, 2007.
Zdroj vyobrazení:
Československo. Poslanecká sněmovna v II. volebním období. V Praze: [nákl. vl.], 1926, s. 99 a 123.
Das Sekretariat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands befand sich in der Nekázanka 18.