Susanne Jicha(-Götzl-Steinberg)

Periode: 1918–1945

Die Opernsängerin Susanne Jicha stammt aus Vimperk (Winterberg). Seit ihrer Kindheit zeigte sie Talent für Gesang und Schauspiel. Maria Anna Waldek, die nach dem Tod von Susanne Jicha ihren Nachruf in der Zeitschrift Waldheimat schrieb, beschreibt, wie ihre Anfänge in der Kindheit aussahen.

Die Mutter Susanne Jichas was eine Reichsdeutsche und wenn auch nicht selbst Musik ausübend, so doch musikalisch überaus begabt. Kein Wunder, dass ihre beiden Töchter Suse und die um einige Jahre jüngere Trude schon in frühester Jugend sangen und spielten. Bald machten sie die Operetten zu ihrem Lieblingsspiel. Eine intime Rastelbinder-Vorstellung für den engsten Familienkreis wurde angekündigt. Ein großer Teppich war die Bühne und die beiden Mädchen spielten und sangen – allein zu zweit – sämtliche Rollen. Wenn dann die noch recht kleine Trude einmal nicht weiter konnte, half ihr die temperamentvolle Suse mit einer kräftigen Ohrfeige schnell wieder in die Rolle.[1]

Susanne wurde nach Prag zu Maria Nedbalová, einer Gesangslehrerin, geschickt, die ihr Talent beurteilen sollte. Sie empfahl Susanne für eine Karriere als Opernsängerin. Außerdem studierte sie Gesang bei der deutschen Opernschauspielerin und Lehrerin Lilli Lehmann, die ihre Karriere ebenfalls in Prag begann. Susanne erhielt 1912 ein Engagement am Deutschen Theater, wo sie bis 1930 tätig war. In dieser Zeit verkörperte sie Rollen wie Donna Anna, Elvira, Salome, Kata Kabanova, Brünnhilde oder Jenufa. In der Rolle der Isolde aus Wagners Oper Tristan und Isolde verabschiedete sie sich 1930 vom Deutschen Theater und folgte ihrem Ehemann Hans Wilhelm Steinberg, der seit 1925 Dirigent am Deutschen Theater war, nach Frankfurt am Main.

Die deutsche Zeitung Prager Presse beschrieb Susanne Jichas letzten Auftritt wie folgt:

Mit unmissverständlicher Deutlichkeit haben es die Prager bei dieser ergreifenden, durch den Anlass doppelt ergreifenden „Tristan“-Aufführung im Neuen Deutschen Theater der scheidenden Künstlerin gezeigt, wie schwer ihnen der Abschied fällt und wie sehr sie sie vermissen werden. Das vollbesetzte Haus (trotzdem dies selten erscheinende Werk eben erst gespielt wurde) und die leidenschaftlichen, endlosen Ovationen nach jedem Aktschluss sprachen beredt von den unvergesslichen Eindrücken, die das vieljährige Wirken Susanne Jichas in den Herzen der Hörer als lebendiges Denkmal hinterlässt.[2]

Am 30. Mai 1932 brach sie während einer Reise nach Russland, wo sie ihren Mann begleitete, zusammen und starb im Alter von 42 Jahren. Über ihren Tod wurde auch in der Prager Presse wie folgt berichtet:

Susanne Jicha gestorben. Die aus Frankfurt a. M. kommende Nachricht von Susanne Jichas frühem Hinscheiden wird jeden, der mit dem deutschen Musik- und Theaterleben Prags während der letzten zwei Jahrzehnte nur irgend in Berührung kam, aufs tiefste erschüttern. Aus dem Böhmerwald stammend, eine Zierde und Zugkraft des Opern-Ensembles unter den wechselnden Verhältnissen, war sie aus dem Prager Musikleben gar nicht wegzudenken. Sie war nicht nur eine Sängerin von ungewöhnlichem stimmlichem Format, musikalischer Kultur und erstaunlich weitgespannter seelischer Ausdrucksskala, sondern auch eine Persönlichkeit von seltener Unbedingtheit als Mensch wie als Künstlerin, im Ziel wie im Einsatz ihrer Kräfte, in der Kunst wie im Leben. […] Nicht viele Bühnensängerinnen gibt es, die auch die Kunst des Liedgesangs in solchem Maße beherrschen, wie Susanne Jicha sie zumal an den schwierigsten Aufgaben erwies. […] Sie wird nicht vergessen werden, solange noch einer lebt, der sie hörte. [3]


[1] Waldheimat 9 (1932), s. 11–12.

[2] Prager Presse (4. 11. 1930), s. 6.

[3] Prager Presse (3. 6. 1932), s. 8.

Zdroj vyobrazení:

Prager Presse, 7. 3. 1926, 6(10), s. 2.

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