Lenka Reinerová
Hier verbrachte ihre Kindheit Lenka Reinerová, die als die letzte deutschschreibende Schriftstellerin in Prag bezeichnet wird.
Sie wurde 1916 in eine Prager tschechisch-deutsch-jüdische Familie geboren und arbeitete vor dem Zweiten Weltkrieg als Journalistin. In den 1930er Jahren traf sie sich in Prag mit deutschen Intellektuellen und Kulturschaffenden aus dem tschechischen und deutschen Literatur- und Kulturbereich. In dieser Zeit lernte sie auch Egon Erwin Kisch kennen, mit dem sie eine schicksalhafte Freundschaft verband. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch Nazi-Deutschland im März 1939 floh sie über Bukarest nach Frankreich, wo sie in einem Gefängnis und einem Integrationslager festgehalten wurde. Anschließend gelang es ihr, nach Mexiko zu reisen, wo sie das Kriegsende überlebte. Bereits in Mexiko erfuhr sie, dass ihre gesamte Familie während des Krieges getötet worden war. Nach dem Krieg kehrte sie 1948 mit ihrem Mann Theodor Balk und ihrer kleinen Tochter nach Prag zurück. In den 1950er Jahren wurde sie jedoch aus politischen Gründen inhaftiert und erst 1964 rehabilitiert. In Prag verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Journalistin und war kulturell und politisch aktiv, was dazu führte, dass sie in der Zeit der Normalisierung nicht als Journalistin und Schriftstellerin arbeiten durfte. Anschließend verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Übersetzerin. Nach der Revolution von 1989 begann sie, in größerem Umfang zu veröffentlichen. Sie schrieb hauptsächlich biografische Geschichten und Memoiren in deutscher Sprache. Sie erhielt mehrere deutsche und tschechische Auszeichnungen (Verdienstmedaille 1. Klasse, Goethe-Medaille, Schiller-Ring). Sie starb im Jahr 2008. Sie war eine Lebensoptimistin und glaubte, dass nach jedem schlechten Tag immer wieder ein guter Tag kommen würde.
Bildquelle: Autor: Günter Prust – http://www.foto-prust.de, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22862522