Rieger-Park

Helena Tomanová-Weisová

Ich bin Pragerin. Ja, das weiß ich genau. Ich bin in dieser Stadt an der Moldau geboren und kenne ihr vielen Gesichter. Das der Geborgenheit mit dem Bravsein und An-der-Hand-geführt werden, dem Im-Park-spielen mit anderen kleinen Mädchen im von Gebüsch umgebenen Rondeau. Und ganz nahe, in der von Klappsesseln umsäumten Allee saßen die Mamas und plauderten. Auf der Seite, die einen Ausblick auf den Hradschin bot, waren immer alle Sessel besetzt, und das dürre Zettelfräulein mit der großen schwarzen Ledertasche hatte viel zu tun, um die paar Heller für die Sitzscheine zu kassieren. Die Mamas plauderten deutsch, und auch die kleinen Mädchen gingen in eine deutsche Schule.

Im Park gab es noch zwei Spielplätze, einen großen, wo es laut und gefährlich zuging, weil dort größere Jungen Fußball spielten und einen kleineren, wo auch Mädchen herumtollen konnten. Auf dem großen Spielplatz wurde nur tschechisch gesprochen, auf dem kleineren beide Sprachen. Die tschechische Kinder spielten dort zumeist „Nebe peklo ráj“. Das war auch unser liebstes Spiel – wir nannten es „Himmel und Hölle“.  …

Rieger-Park, 1907


Quelle: TOMANOVÁ-WEISOVÁ, Helena. Setkání v Praze =: Begegnungen in Prag. Prag: Argo, 1996, S. 43.

Bildquelle: Archiv Hl. města Prahy (Archiv der Hauptstadt Prag)

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