Prag, die Stadt des Sports, in der sich viele Kulturen treffen
"Prag fast ein deutscher Meister", heißt es im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Die Schlagzeile fasst eine unglaubliche Geschichte aus der Geschichte des Sports zusammen, als der Deutsche Fusballclub Prag (DFC), einer der stärksten Vereine der tschechischen Hauptstadt, 1903 das Finale der deutschen Meisterschaft in Hamburg-Alton erreichte.
Bis 1945 war Prag eine Stadt mit vielen Minderheiten und vielen Kulturen. Unter der österreichisch-ungarischen Monarchie war Prag eines der großen Zentren, das Künstler, Schriftsteller und Sportler aus Böhmen und dem Ausland anzog. Tschechen, Deutsche, Juden, aber auch Briten und andere nahmen an den Prager Sportveranstaltungen teil. Es wurden verschiedene Sportvereine aus unterschiedlichen Nationen gegründet.
Die bunte Prager Sportwelt ging auch nach 1918, nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik, weiter. Deutsche Fußballer bestritten eine Reihe von Länderspielen für die tschechoslowakische Nationalmannschaft und prägten die tschechische Sportgeschichte nachhaltig.
Die Stadt des Sports, in der viele Kulturen aufeinander trafen, wurde erst durch die Nazi-Besetzung und den Holocaust zerstört. Die Vertreibung der Deutschen und die Auswanderungswellen nach 1938 und 1948 setzten all dieser Entwicklung ein unumkehrbares Ende.
Der Prager Sport erlebte erst mit dem Beginn der Freiheit nach 1989 und dem Zuzug von Menschen aus verschiedenen Ländern einen Aufschwung. Im Jahr 2016 wurde der Deutsche Fußballclub Prag (DFC), der deutsche Vizemeister von 1903, endlich wieder gegründet.
Autor: Thomas Oellermann
Übersetzt von: Zuzana Schwarzová
Das Projekt wurde vom deutschen Bundesministerium des Innern unterstützt.
Siehe auch
Deutscher Evangelischer Friedhof
Der deutsche evangelische Friedhof in Strašnice erfüllte seinen Zweck von 1795 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach der Vertreibung des größten Teils der deutschen Bevölkerung aus Prag und der gesamten Tschechoslowakei fand der Friedhof keine Verwendung mehr und wurde 1950 offiziell geschlossen.
SoPaDe
Deutsche Sozialdemokratie im Exil in der Tschechoslowakei.